Symphony No. 5 e-Moll "Die Elegische"

Es war für mich persönlich eine grosse Herausforderung, eine fünfte Sinfonie zu komponieren. Die fünfte Sinfonie eines Komponisten war seit der Romantik immer etwas Spezielles. Musik mit grosser Symbolkraft. Nenne man nur einige der wichtigsten, z.B. Beethovens Fünfte (Die Schicksalssinfonie), Schuberts Fünfte, Bruckners Fünfte (mit der riesigen Doppelfuge im Finale, eine kontrapunktische Meisterleistung), Mahlers Fünfte (mit dem Trompetenfanfare zu Beginn), Sibelius Fünfte (Umbau der sinfonischen Form, welcher in der Siebten gipfelt). Dieses Wissen um die grossen Meister machte mir Respekt und ich habe lange mit dem Gedanken gehadert, selber eine fünfte Sinfonie zu schreiben. Ein Gefühl in mir trieb mich aber dazu, es doch zu versuchen und aus diesem Gefühl heraus entstand meine eigene fünfte Sinfonie, in der schwerebeladenen Tonart e-moll, eine elegische Sinfonie.

Innerlich war ich wahrscheinlich – nach der eher positiv wirkenden vierten Sinfonie – wieder in den Zustand zurück versetzt, eine tragische Sinfonie zu komponieren. Ebenfalls zeigte sich nach den ersten Entwürfen, dass die Fünfte eine sehr grosse Sinfonie geben wird, grösser als die Dritte. Ich habe bei der Komposition der Sinfonie immer gefühlt, dass ich diese aus einem bestimmten Grund oder Gefühl heraus schrieb, ohne ahnen zu können, was dieser Grund sein könnte. Ich bin immer noch der der festen Überzeugung, dass es keine Zufälle gibt, nur Schicksal und zum heutigen Zeitpunkt weiss ich genau was mich antrieb, die Fünfte zu schreiben. Ich möchte mich nicht falsch verstanden wissen, ich vergleiche mich keinesfalls mit den grossen Meistern, welche ich oben im Text nannte, mit Schicksal hat meine Sinfonie aber sehr wohl zu tun. Einerseits mit meinem eigenen und andererseits mit dem Schicksal mir sehr nahe stehenden Menschen und meiner Nähe zu diesen. Immer wieder treffe ich im Leben Menschen, welche eine Zeit lang an meiner Seite sind, dann aber plötzlich wieder gehen, andere kommen und bleiben ewig. Es sind diese Menschen, mit welchen ich mein Innerstes teile, unzerstörbare Nähe entsteht bis plötzlich das Schicksal aus heiterem Himmel bei jemandem zuschlägt, oder bei einem selbst, mit ungewissem Ausgang. Am Ende steht wieder die Einsamkeit, oder die Zurückgebliebenheit. Wie kann ein Mensch das nur verkraften!? Das Bewusstsein dessen bewegt mich andauernd und ich weiss jetzt, dass dies anhalten, ja mich einholen wird, da es auch mein Schicksal ist. Oft frage ich mich, warum ich wichtige Menschen erst spät in meinem Leben fand und jetzt schon weiss, dass diese mich überleben werden, während es mit anderen Menschen genau umgekehrt ist. In meinem persönlichen Fall ist es eine Erkenntnis mit grosser Tragweite für meine eigene Zukunft. Ich werde an dieser Stelle die Namen dieser Menschen nicht nennen aber ich kann sagen, dass ich länger je mehr verstehe, wie die Musik der fünften Sinfonie in mir entstand. Nun, ich möchte zur Form und Architektur meiner Fünften nichts Genaueres sagen, werde keine Analyse, keine Themenbeschriebe machen. Ich werde auch bestimmt nicht Details zu den Sätzen nennen und auch nicht, warum ich irgendwas irgendwo irgendwie aus irgendwelchem Grund beschrieben habe. Nach wie vor schreibe ich die Musik in historisch gewachsenen Formen, aber das ist in diesem Fall nicht wichtig. Ja, die Musik ist sicherlich aus meinem Herzen heraus entstanden und programmatisch zu verstehen, gleichwohl ist es einfach absolute Musik die keiner Analyse bedarf. Ich wünsche mir einzig, dass die ausführenden Musikerinnen und Musiker verstehen und hoffentlich fühlen werden, dass diese Musik aus den Tiefen meiner Seele, meines Herzens entstand, aus dem Herz eines davon Wissenden, dass das Schicksal kein Zufall ist, bestenfalls ist Zufall ein Schicksal. Ich gewähre allen einen tiefen Einblick in mein Herz, jeder kann dies sehen oder viel mehr hören, wenn er das möchte. Ich hoffe, dass die Menschen die mir nahe sind fühlen werden, wie ich bin, wie ich denke, was mich beschäftig, mich bewegt, mich zum Weinen bringt. Alle dies ist in diesem Sinne vertonte Geschichte, die Geschichte eines – oder viel mehr meines Lebens bis zum heutigen Zeitpunkt mit einem kleinen Ausblick, in die Zukunft.

Ich widme diese Sinfonie allen mir nahe stehenden Menschen, diejenigen welche das sind, wissen dies selber genau. Ich liebe dich.

Im Mai 2017

Thomas Trachsel